Auf den Spuren von Kafka und den Habsburgern

Petra Vyhsehrad

Dezember 2017.

Böhmens Hauptstadt Prag war von 1526 bis zum Ende des 1. Weltkrieges 1918 Teil der Habsburgermonarchie. Doch sind auch heute noch Spuren aus dieser Zeit in der tschechischen Metropole zu finden? Diese Frage habe ich mir während meines Aufenthaltes in Prag zum Jahreswechsel 2017/18 gestellt und Ausschau gehalten.

Man muss sie suchen, die Überbleibsel aus den Zeiten der Habsburgermonarchie als in Böhmen und auch in Prag Deutsch neben Tschechisch noch offizielle Landessprache war. Sie sind noch vorhanden, wenn auch sehr rar. Vermutlich lässt sich dies eben auch historisch begründen. Das heutige Tschechien war – wie bereits erwähnt – bis 1918 kein eigenständiger Staat, sondern als Böhmen und Mähren Teil des Habsburgerreiches. Es lebten um 1910 laut einer Volkszählung in Böhmen etwa 2,2 Mio und in Mähren etwa 719.000 Menschen mit deutscher Umgangssprache, was jeweils etwa einem Drittel der dortigen Gesamtbevölkerung entsprach. Die deutschsprachigen Gebiete in Böhmen, Mähren und Schlesien hatten nach dem Ersten Weltkrieg 1918 zunächst die Intention sich der Republik Deutsch-Österreich anzuschließen, was jedoch nicht durchgesetzt werden konnte. Stattdessen wurden die fortan als Sudetendeutsche bezeichneten Menschen umgesiedelt bzw. vertrieben, was vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einen Höhepunkt fand. Es lässt sich also durchaus sagen, dass Deutsch und alles was mit dieser Vergangenheit zusammenhängt in Prag (und vermutlich auch im restlichen Tschechien) zumindest für viele Jahre vielfach verdrängt und daher mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist. Mir wurde während meines Aufenthaltes auch erzählt, dass man in Prag nach den Russen die Habsburger (also uns Österreicher) wohl am meisten „hassen“ würde, noch vor den Deutschen.

Auf den vielen Spaziergängen durch die Stadt konnte ich ein paar interessante „Relikte“ entdecken.

In einem alten Café nahe dem Altstädter Ring erspähte ich oberhalb der Bar ein Bildnis des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand, der 1914 in Sarajevo ermordet wurde, was als offizieller Auslöser für den Beginn des Ersten Weltkrieges gilt. In der linken Ecke sieht man zudem eine Flasche des berühmten Karlsbader Becherbitter (Karlovarska Becherovka), heute wohl neben Bier eines der Nationalgetränke Tschechiens. Der Kräuterbitter wird bereits seit der Kaiserzeit in Karlsbad nach geheimer Rezeptur hergestellt.

Franz Ferdinand

Beim Schlendern durch die Straßen Prags sind mir bei genauem Hinsehen auch alte deutschsprachige Straßennamen und Hausbezeichnungen aufgefallen:

Apotheke

Grenzherrengasse.jpg

Auf der Prager Burg und im berühmten Veitsdom gibt es wohl noch die meisten Spuren der Habsburger. Besonders die Embleme der ehemaligen Kronländer (wie zum Beispiel hier jene von Kärnten oder der Steiermark) haben es mir besonders angetan, wie am nachfolgenden Foto erkennbar.

Veitsdom: hier findet man rechts die Wappen von Kärnten und der Steiermark.

Franz Kafka

Im Hinblick auf meine Suche nach deutschsprachigen Spuren in Prag möchte ich auch den berühmten Schriftsteller Franz Kafka (1883-1924) nicht unerwähnt lassen, dessen Wirken in Prag auch heute noch allgegenwärtig zu sein scheint. Seine Werke wurden zunächst von den Nationalsozialisten verboten und auch die Kommunisten rehabilitierten ihn nach 1945 nicht. Erst in den 1960-er Jahren wurden seine Werke wiederbelebt. Kafka wurde in Prag geboren, er war Tscheche jüdischer Herkunft mit deutscher Muttersprache. Im „goldenen Gässchen“ auf der Prager Burg kann das kleine Häuschen (Nr. 22) besichtigt werden, in dem er einige seiner später so berühmten Werke verfasst haben soll.

Häuschen Nr. 22 im goldenen Gässchen. Hier lebte Franz Kafka.
Statue von Franz Kafka im Zentrum von Prag.
Das berühmte goldene Gässchen auf der Prager Burg.

Für mich verkörpert Kafka irgendwie diese Mischung, die Prag in der Zeit des Vielvölkerstaates Anfang des 20. Jahrhunderts wohl gewesen sein muss: sowohl Deutsch als auch Tschechisch, aber irgendwie keines von beidem. Prag hat mich berührt, ich möchte gerne wiederkommen irgendwann. Und ich würde ich gerne weiter auf Spurensuche gehen im restlichen Böhmen. Was es dort wohl noch aus vergangenen Zeiten zu entdecken gibt….

Herzlichst,

©Petra Plimon aka Yavida

 

Dieser Text handelt von meinen persönlichen Erlebnissen und Empfehlungen, die eine werbende Wirkung haben könnten, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt oder bezahlt wurde!

Petra Plimon

YAvida ist ein Synonym und setzt sich zusammen aus den Worten YA und VIDA. Das kann übersetzt werden als „JA ZUM LEBEN“. Klingt doch schon mal positiv oder!? Hinter dem Synonym verbirgt sich zudem eine sterbliche Person. Diese trägt in ihrem bürgerlichen Leben den Namen Petra Plimon und erblickte im Jahr 1983 in Südkärnten das Licht dieser Welt.


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