Irene Mitterbacher
© WK Kärnten
Wie psychosoziale Beratung Krisenbewältigung und Wohlbefinden unterstützen und die Lebensqualität verbessern kann und welche Angebote es speziell für Unternehmen gibt, erklärt Fachgruppenobfrau KR Irene Mitterbacher im Interview.
Irene Mitterbacher: Psychosoziale Berater:innen bilden eine bedeutende Kraft im Umfeld von Gesundheit, Wohlbefinden, Prävention und Krisenbewältigung. Psychosoziale Beratung zählt zu den Säulen der Gesundheitsvorsorge in Österreich und trägt mittlerweile immer mehr zum Erfolg von Unternehmen bei. Psychosoziale Berater:innen sind Experten, die aufgrund einer mehrjährigen, gesetzlich geregelten Ausbildung mit hoher Praxisorientierung qualifiziert sind, Menschen persönlich durch alle Bereiche des Lebens zu begleiten. Es war immer schon ein reglementiertes Gewerbe mit strengen Zugangsbeschränkungen. Mit der neuen Verordnung konnte ein bedeutender Schritt zur Aufwertung des Berufsbildes im Sinne der hohen Qualität gesetzt werden. Das unterstreicht einmal mehr, dass Klient:innen in professionellen Händen ist. Ein Curriculum im Umfang von 180 ECTS-Anrechnungspunkten sichert künftig den Rahmen der Ausbildung.
Irene Mitterbacher
© WK Kärnten
Psychosoziale Berater:innen haben verschiedene Methoden zur Verfügung, um Menschen in Problem- und Entscheidungssituationen zu begleiten. Psychosoziale Beratung ist eine präventive Tätigkeit, die mittels gezielter und strukturierter Gesprächsführung das geistige, körperliche und soziale Wohlbefinden fördert. Ziel ist immer gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten, sehr ressourcenorientiert und individuell auf die Klient:innen einzugehen und die Resilienz zu stärken. Letztlich geht es aber vor allem darum, dass Klient:innen selbst die Lösung erkennen.
Wir möchten vor allem für die Prävention sensibilisieren. Psychosoziale Berater:innen unterstützen Menschen dabei nicht in eine Krankheit zu kommen. Der Weg vor der Krankheit ist der bessere und auch der billigere. Daher ist es empfehlenswert, professionelle Angebote frühzeitig in Anspruch zu nehmen und zu beginnen, bevor es zu spät ist. Es geht oft um das Erkennen und die Bereitschaft aktiv etwas in seinem Leben zu verändern – sei es beruflich oder privat. Wir alle haben Muster, die uns prägen. Wenn ich meine Muster identifiziert habe, sprich: Wenn ich quasi auf den Berg mithilfe der Lebens- und Sozialberatung hinaufgehe, dann kann ich entscheiden, gehe ich zurück oder drüber. Gehe ich wieder in mein altes Muster zurück, weil ich einen sekundären Gewinn habe – dann ist das auch in Ordnung, denn dann mache ich das bewusst. Oder gehe ich die andere Seite des Berges hinunter und in meine Verantwortung, dort wo ich hin will. Das hat ganz viel mit Achtsamkeit zu sich selbst tun: Was tut mir gut und was nicht und wo muss ich aufpassen. Psychohygiene spielt in diesem Kontext ebenso eine wichtige Rolle.
Ja, die Supervision ist in diesem Kontext eine hilfreiche Beratungsmethode, die immer mehr in Anspruch genommen wird. Aufgrund von Dynamik und Komplexität der Arbeitswelt ist der Bedarf steigend, zahlreiche Unternehmen nehmen diese Möglichkeit bereits für ihre Mitarbeiter:innen wahr. Mithilfe der Supervision wird ein Blick auf das berufliche Geschehen aus einer „Metaperspektive“ geworfen. Das ermöglicht eine Reflexion des beruflichen Handelns und der beruflichen Identität. In der Supervision werden anlassbezogen einzelne Entscheidungshilfen gegeben und gleichzeitig Mobbing und Burnout vorgebeugt. Aus unserer Sicht ist die Supervision ein wirksames Konzept mit Zukunft, um Qualität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz sowohl für Mitarbeitende als auch für Führungskräfte zu optimieren.
ZUR PERSON
KR Irene Mitterbacher ist diplomierte Lebens- und Sozialberaterin in eigener Praxis, Fachgruppenobfrau Personenberatung und Personenbetreuung in Kärnten, Vorstandsmitglied des Fachverbandes Personenberatung und Personenbetreuung in der WKÖ und Spartenobfrau-Stellvertreterin in Kärnten.