Der Tanz in die innere Mitte

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Mit einfach zu erlernenden, natürlichen Bewegungen, die ihren Ursprung im Orient haben, zeigt die 36-jährige Shams Frauen, wie sie ihren eigenen Körper bewusst(er) wahrnehmen können. Die aus dem Nordirak (Autonome Region Kurdistan) stammende Künstlerin hat das Bauchtanzen zu ihrer Berufung gemacht. Ihr Weg macht Frauen über alle Kulturkreise hinweg Mut.

20. Feber 2022.

Rückblick in den Frühsommer 2021: die Natur erwacht nur langsam aus ihrem Winterschlaf, so wie auch wir Menschen nach Monaten des Corona-Lockdowns! Ich habe Besuch aus Wien – es ist Shams. Am Fuße des Weltenbergs Mirnock tanken wir gemeinsam Energie. Gleichzeitig erfahre ich nicht nur Geschichten aus einem fernen Land (das ich bisher nur mit Krieg in Verbindung brachte), sondern erlerne Tanzbewegungen, die es mir ermöglichen meinen Körper neu zu erfahren.

„Ich möchte mit dem Bauchtanzen Menschen dabei unterstützen ihren eigenen Körper besser wahrzunehmen – fernab von Alltag und Stress. Vor allem für Frauen ist es wichtig, im Beckenboden- und Brustkorbbereich beweglicher zu werden, um ein gutes Körpergefühl zu entwickeln. Ich versuche das auf eine spielerische und natürliche Art, weniger kopflastig,“ erklärt Shams, deren Name in ihrer Muttersprache kurdisch „Sonne“ bedeutet.

Die heute 36-jährige war acht Monate alt, als ihre Eltern damals vor dem Hussein-Regime aus dem Nordirak über den Iran nach Österreich flüchteten. Die Leidenschaft für den orientalischen Bauchtanz entdeckte Shams schon früh, obgleich diese Form der Körperkunst in ihrer Ursprungskultur für Frauen bis heute ein Tabu darstellt. „Die ersten Tanzschritte hat mir meine ältere Schwester gezeigt, als ich etwa acht Jahre alt war. Wir haben oft gemeinsam getanzt. Natürlich nicht in der Öffentlichkeit, das war bei uns für Frauen verboten!“ so Shams.

Natürliche Bewegungen

Seit mehr als 15 Jahren übt die gebürtige Kurdin das Bauchtanzen mittlerweile professionell aus und performt österreichweit vor breitem Publikum. „Die meisten Techniken habe ich mir selbst beigebracht, viel darüber gelesen, eigene Zeichnungen angefertigt und immer wieder Workshops besucht, unentwegt geübt“, erzählt Shams. Der orientalische Raqs Sharqi ist in Wahrheit übrigens kein Bauchtanz, sondern ein Tanz aus der Hüfte – dem Zentrum der Weiblichkeit. „Das Charakteristische sind die isolierten Bewegungen. Bewegt man die Hüfte, bleibt der Oberkörper ruhig oder umgekehrt, Brustkorb und Arme bewegen sich und der Unterkörper ist ruhig. Das alles zu kombinieren ist die wahre Kunst an diesem Tanz. Mit diesen natürlichen Bewegungen findet man außerdem sehr gut in die innere Mitte!“

Shams genießt die Natur in Kärnten.
Shams genießt die Natur in Kärnten.

Kurdische Heimat

Insgesamt dreimal hat Shams ihr Geburtsland Nordirak bisher besucht. An ihrer kurdischen Heimat schätzt sie das Essen, das Klima, die Natur und die Herzlichkeit. „Wenn du willst, bist du nie alleine. Alleinsein wie hier in Österreich, das gibt es dort nicht. Da ist immer jemand da“, erzählt Shams. Brot wird in Kurdistan in ganz spezieller Weise gebacken: im Tandur, einem Ofen, der sich in der Erde befindet. „Als ich im Alter von zehn Jahre das erste Mal dort war, habe ich gesehen, wie die Frauen in Sitzhocke das Brot zubereiteten. Mit dieser natürlichen Haltung werden Beckenboden und Innenschenkel trainiert. Das ist dieselbe Haltung, in der Frauen in Afrika am Fluss ihre Wäsche waschen oder wir normalerweise im Wald Pipi machen. Wir haben das verlernt“, schmunzelt Shams. Die weiteren zwei Besuche im Nordirak erlebte Sham dann eher als eine Art Kulturschock: „Weil Frauen dort einen anderen Stellenwert haben als in Europa!“

Gemeinsam Kraft tanken in der Natur: Petra Plimon aka Yavida mit Belly Dancerin Shams.
Gemeinsam Kraft tanken in der Natur: Petra Plimon aka Yavida mit Belly Dancerin Shams.

Auf die abschließende Frage, was Shams einem jungen Mädchen in ihrer Heimat, das auch gerne tanzen würde, mitgeben möchte, antwortete sie: „Ich würde fragen: willst du dich anpassen, dich in irgendeine Schiene drücken lassen? Oder willst du DEINEN Weg gehen mit allen Konsequenzen? Dann – wenn du dich für dich entscheidest – lebe dein Leben! Es ist ja auch allgemein so, entweder passt man sich an oder man sagt: Ne, ich will jetzt doch meinen Weg gehen und dieser Weg ist für mich der richtige. Trotz aller Widerstände und Konsequenzen. Ich bin mir sicher, dass keine Frau Verbote, Belehrungen oder Einschränkungen haben möchte. Jeder will frei sein. Entweder entscheide ich mich für meine Freiheit oder ich verleugne mich selbst“, schließt Shams.

 

+++Mehr über Shams Belly Dance und orientalische Tanzkunst erfährst du HIER.

 

Herzlichst,

©Petra Plimon aka Yavida

Yavida

YAvida ist ein Synonym und setzt sich zusammen aus den Worten YA und VIDA. Das kann übersetzt werden als „JA ZUM LEBEN“. Klingt doch schon mal positiv oder!? Hinter dem Synonym verbirgt sich zudem eine sterbliche Person. Diese trägt in ihrem bürgerlichen Leben den Namen Petra Plimon und erblickte im Jahr 1983 in Südkärnten das Licht dieser Welt.


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